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15. Bericht über die Arbeit in Rumbek, 30. Juli 2008

Schon vor vielen Wochen habe ich Afrika verlassen. Ich habe die Übertragungen von der Fußball Europameisterschaft genossen, versuche dem deutschen Sommerwetter zu trotzen und Sport zu treiben und freue mich auch noch auf die Übertragungen von den olympischen Spielen. Den Sport vermisse ich in Rumbek, und jetzt trägt er zu meiner Erholung bei. Diese habe ich auch wirklich nötig, denn die letzten Wochen und Monate in Rumbek waren schwer. Mit diesem Bericht möchte ich über die noch erzielten Baufortschritte an den beiden Schulen unterrichten und einen Blick auf das kommende Jahr werfen.

Zunächst in lakonischer Kürze zu meiner spartanischen Wohnsituation: Fünf Monate habe ich im Zelt gelebt bis ich im März in mein Haus eingezogen bin. Das teile ich mit Skorpionen, was anfangs für Unbehagen bei mir sorgte, solange ich auf dem Boden auf einer Matratze geschlafen habe. Inzwischen besitze ich neben einem Tisch und einem Plastikstuhl auch ein Bett, in dem ich unter einem Moskitonetz weitgehend unbehelligt schlafe. Während ich mittags in einem sehr einfachen "Bambusrestaurant" esse, koche ich mir abends zuhause ein einfaches Reis- oder Spaghettigericht. Täglich fahre ich zum nächstgelegenen Brunnen, um einen 20 Liter Kanister mit Wasser zu füllen. Das reicht zum Kochen, Trinken, Waschen und Duschen draußen untern 'm Wasserbeutel.

Mein Haus in Rumbek

Über die Bauarbeiten an den Schulen ist schnell berichtet. Nach dem zweimonatigen Baustopp an der Schule Mabor Ngap ist dort das Lehrerbüro im Rohbau noch bis auf 2m Höhe gemauert worden. Bausand und Steine für den Beton sind in das Haus geschaufelt worden und warten nun in der Regenzeit  auf die Fortsetzung der Arbeiten nach

meiner Rückkehr. Ich frage mich, ob die Sudanesen es selbst bedauern, dass das teacher's office so unfertig dasteht, wenn sie sich klarmachen, dass es ohne die Unterbrechung wegen des Diebstahls jetzt fertig wäre? Was allerdings zum Weitermachen ermutigt ist die erfreuliche Entwicklung der Schule. In Rumbek herrscht freie Schulwahl. Die Kinder gehen dorthin, wo es ihnen am besten gefällt und wo es Schulverpflegung gibt. Die Schule Mabor Ngap ist mit 1250 Schülern und immerhin 22 Lehrern jetzt die größte Schule der Stadt und es herrscht ein buntes Treiben.

An der anderen Schule, der Panda school, ist auf dem zweiten Doppelklassenzimmer wenigstens noch das Dach  fertig gestellt worden, so dass es in der Regenzeit genutzt werden kann. Außerdem ist die Toilettenanlage fast fertig. Abil Ater und seinen Leuten fehlten am Ende etwa 4 Tage zur Fertigstellung abgesehen von den Türen, die noch anzufertigen sind. Über diesen Teilerfolg kann man sich freuen nach den Schwierigkeiten, die es allein beim Graben der Grube gegeben hat. Ich würde mir nur wünschen, dass Abil für sich eine Lehre zieht aus der Erfahrung, dass unnötiger Zeitverlust am Anfang den Erfolg am Ende unter Umständen verhindert. Immerhin hat es selbst bedauert!

 

 

 

 


An beiden Schulen werden in den kommenden Monaten alle Arbeiten selbstverständlich abgeschlossen werden. Beide Grundstücke sollen auch mit einem dauerhaft haltbaren Zaun eingefriedet werden, denn das ist eine Voraussetzung für einen ordentlichen Schulbetrieb. Dies ist ein großer Einzelposten im Budget. Ich rechne für beide Zäune aus Metall insgesamt rund 60.000,-Dollar! Dafür werde ich versuchen weitere Mittel von den UN oder sonst woher zu bekommen.

In Nairobi habe ich die Werkstätten besucht, in denen die Dreiräder produziert werden, die wir für die Behinderten in Sudan bisher eingekauft heben. Der Leiter dieser Werkstätten, von denen es in Kenia vier gibt, ist Hubert Seiffert, ein Deutscher. Ich hatte die Gelegenheit ihn zu sprechen und mir die Anlagen zeigen zu lassen. Diese wurden gerade mit Hilfe beratender Ingenieure von Toyota nach dem "Kaizen" Prinzip umorganisiert, um die Produktionsabläufe effizienter zu gestalten. Dabei wurde mir klar gemacht wie schwierig es ist, eine Produktivität zu erreichen, die gegenüber der Konkurrenz aus China bestehen kann. Etwas derartiges im Sudan zu realisieren schein zurzeit unmöglich zu sein. Die Motivation und Leistungsfähigkeit einheimischer Mitarbeiter ist bei dem so niedrigen Bildungsniveau ebenso kritisch zu sehen wie die Tatsche, dass keine der benötigten Materialien oder Bauteile im Land produziert werden, sondern wirklich alles importiert werden müsste. Die Versorgung der Patienten mit den Tricycles hat aber nach wie vor eine hohe Priorität auch deshalb, weil sie den Spendern wirklich die Möglichkeit zu ganz unmittelbarer Hilfe bietet, und die Räder den Empfängern das Leben deutlich erleichtern.

Hier in Deutschland ist mir jetzt eine bezahlte Tätigkeit für die Deutsche Diakonie Katastrophenhilfe in Sudan mit Schwerpunkt in Rumbek angeboten worden. Das passt gerade ganz gut in mein Konzept, denn damit könnte ich die ehrenamtliche Arbeit unter Verwendung der Spenden ohne Zeitlimit weiterführen und die Projekte in Ruhe abschließen. Und die Bilanz wäre noch besser als bisher, da alle Nebenkosten des Aufenthalts vor Ort von der Diakonie bzw. dem EED (= evangelischer Entwicklungsdienst) getragen würden. Deshalb neige ich dazu, diese Arbeit anzunehmen, obwohl sie nicht mein Fachgebiet, das Bauwesen, betrifft.

Fest steht, dass ich nach Rumbek zurück gehen werde, um dort weiter zu machen. Ich bin gespannt, wie das vierte Jahr werden wird. Aus meinen Erfahrungen werde ich meine Lehren ziehen und es ruhiger angehen lassen. Womöglich erreiche ich mit Weniger am Ende mehr. Das wäre dann wirklich eine erlösende Afrikaerfahrung!

Herzliche Grüße, Martin Grütters
 

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Das Konto ist inzwischen geschlossen! Ganz herzlichen Dank noch einmal an alle, die zu den Projekten der vergangenen Jahre ihren Beitrag geleistet haben!

 

 

Die folgenden Links führen zu den weiteren Berichten:

1. Bericht aus Rumbek, 15. Mai 2005 (Die ersten Eindrücke)

2. Bericht aus Rumbek, 18. Juni 2005 (Hilfsprojekt für IDPs)

3. Bericht aus Rumbek, 21. August 2005 (Erstaunliches aus der Dinka-Kultur)

4. Bericht aus Rumbek, 20. Oktober 2005 (Über das Leben der Menschen  in Rumbek)

5. Bericht aus Rumbek, 20. Dezember 2005 (Die Schule Mabor Ngap, Rumbek)

6. Bericht aus Rumbek, 05. März 2006 (Der Neubau der Schule Mabor Ngap, Rumbek)

7. Bericht aus Afrika, 28. April 2006 (Am Ende meines ersten Jahres)

8. Bericht aus Rumbek, 10. September 2006 (Nach dem Aufenthalt in Deutschland)

9. Bericht aus Rumbek, 01. November 2006 (Fortschritte bei der Projektarbeit)

10. Bericht aus Rumbek, 04.Februar 2007 (Langsamkeit als Therapie)

11. Bericht aus Rumbek, 31. Mai 2007 (Der Abschluss des zweiten Jahres)

12. Bericht aus Rumbek, 1. Dezember 2007 (Neuanfang als Selbständiger)

13. Bericht aus Rumbek, 22. März 2007 (Volldampf an den Baustellen)

14. Bericht aus Rumbek, 26. April 2007 (Langsamkeit und Stagnation)

16. Bericht aus Rumbek, 01. März 2009 (Wiedereinleben zuhause in Rumbek)

17. Bericht aus Rumbek, 04. April 2009  (Sand im Getriebe)

18. Bericht aus Rumbek, 25.Juni 2009  (noch mehr Sand im Getriebe)

19. Bericht aus Rumbek, 20. Dezember 2009 (Das Ende ist nah!)

20. Bericht aus Rumbek, 31. März 2010  (Start der letzten Runde)

21. Bericht aus Rumbek, 04. September 2010 (Auf zum letzten Gefecht)

22. Bericht aus Rumbek, 12. Dezember 2010 (Wirklich der letzte?)

Der letzte Bericht (Ende gut, alles gut!)