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Brasilien
 

Da ich schon zum zweiten Mal eine so lange Radtour durch Südamerika machte, war mir klar, dass es höchstwahrscheinlich auch die letzte sein würde. Sollte mir so etwas noch ΄mal vergönnt sein, wären Asien oder Afrika ein Ziel. Dabei hätte es mir Leid getan, nichts von Brasilien kennen gelernt zu haben! Der wohl entscheidende Grund für den Umweg in Richtung Buenos Aires war aber einfach der, dass ich noch länger fahren wollte, um dieses Erlebnis so lange wie möglich auszukosten. Die Geschichte meiner Radtour hier ist schnell erzählt, doch einen größeren Abschnitt möchte ich einer für mich besonders eindrucksvollen Begegnung zu Weihnachten widmen.

Ich erreichte die Grenze zu Brasilien im Südwesten des Landes an der Grenze zu Missiones/ Argentinien. Und zwar im Dunkeln! Denn ein Unwetter hatte in der Region für Stromausfall gesorgt, so dass ich fast tastend nur die Büros für die Grenz- und Visa-Formalitäten finden konnte. Aber die Brasilianer sind sehr freundliche und unkomplizierte Menschen, ganz besonders gastfreundlich und fröhlich. So gibt es dort für einen Reisenden kaum jemals ein Problem, das nicht auf angenehme Art zu lösen ist!

Südbrasilien ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte! Weniger tropisch die Vegetation (ich hatte es mir etwa wie Missiones vorgestellt), stattdessen moderne Landwirtschaft mit Weiden und Mais- und Sojaplantagen, dabei sehr dicht besiedelt und mit einem hohen Verkehrsaufkommen, das einem Radfahrer das Leben schwer macht! Das Land ist unheimlich hügelig, ganz unmaßstäblich wie auf einer Modelleisenbahn! An jedem normalen Tag im ersten Monat fuhr ich 1200-1800 Höhenmeter!, mehr als an vielen Tagen in den Anden! Und dazu stehen die landschaftlichen Reize nicht in adäquatem Verhältnis! Oft dachte ich, wie schön es jetzt in Niedersachsen wäre, eine bittere Ironie! Und zu allem Überfluss erlebte ich die ersten fünf Wochen im Regen! Südbrasilien ist in seiner Gesamtheit kein Fotomodel, das schlechte Wetter gab den Rest dazu, so dass ich nicht so viel fotografieren musste.

Alle Radfahrer, denen ich irgendwann begegnet war und die Brasilien schon durchfahren hatten, schwärmten von diesem Land. Da müsse ich unbedingt noch hin, allein der Menschen wegen! Das kann ich nur bestätigen! Auch ich wurde überall herzlich und gastfreundlich aufgenommen.

Im Süden Brasiliens haben sich Anfang des 20. Fahrhunderts viele deutsche Einwanderer angesiedelt und mit sehr viel Arbeit Landwirtschaft betrieben. Auf ihre Leistung sind sie nicht zu Unrecht stolz, die betagte deutschstämmige Gastronomin Frau Strass erzählte mir in ihrem Restaurant Strassberg lebhaft von den Anfängen ihrer Familie in Südamerika. Leider hat es heute auch einen bitteren Beigeschmack, wenn man hört wie damals in mühevoller Arbeit der Urwald gerodet wurde, um das Feld zu bestellen.

Zum Radfahren ist der Süden Brasiliens denkbar ungeeignet, weil es auf den viel befahrenen Straßen immer wieder Abschnitte ohne Seitenstreifen gibt. Da lebt der Radfahrer einfach lebensgefährlich! Nach fünf Wochen unter diesen Bedingungen, die immer schwieriger wurden, je mehr ich mich dem Großraum Sao Paulo näherte, und bei anhaltend schlechtem Wetter mit viel Regen und ständig feuchten Sachen war meine Stimmung auf einem Tiefpunkt. Als ich schon überlegte, nach Argentinien zurück zu flüchten, kam es dann zu der nettesten und gleichzeitig bewegendsten Begegnung dieser Radtour, die mich zu der Einsicht führte, dass all die Umwege sich hierfür gelohnt hatten. Es war Begegnung mit Roberto und seiner Familie, mit der ich die Weihnachtstage und den Jahreswechsel gemeinsam verbrachte. Dieser Episode habe ich eine eigene Seite gewidmet (siehe "Roberto und Familie").

Auf dem weiteren Weg erreichte ich südlich von Sao Paolo die Küste, was landschaftlich eine willkommene Abwechslung war. Blumenau und vor allem Pomerode sind die beiden "deutschesten" Städte Brasiliens, deren Einwohner vielfach auch noch deutsch sprechen. Eine sehr nette Bekanntschaft machte ich dann noch in Porto Alegre mit Luis, der mir in den Tagen meines Aufenthalts eine sehr angenehme Begleitung war und der mich spontan an Freunde weiter empfahl, bei denen ich in den nächsten Tagen wiederum zu Gast war.

Besonders gern erinnere ich mich außerdem auch an die Tage an einem sehr symphatischen weil sehr einfachen Badestrand an einem Fluss bei der Ortschaft Cristal, wo mich Roberto und Antonio in ihrer Imbissbude durchfütterten.

 

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