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Argentinien
 

Das Kapitel Argentinien dieser Tour ist recht schnell erzählt. Anders als vor drei Jahren war die Reise durch dieses Land dieses Mal nicht der Schwerpunkt, ursprünglich hatte ich vor nur noch nach Buenos Aires zu fahren, auch um unterwegs einige Bekannte von der ersten Radtour zu besuchen. Trotzdem sind wieder einmal bleibende Erinnerungen zurück geblieben. Die Landschaft des Grenzgebiets zu Chile ist einmalig, und es tat mir richtig leid, sie nun zu verlassen! In der Stadt Salta, genannt "La Linda" (=die Schöne), wurde ich von Soledad, der Inhaberin der Herberge „Terra Occulta“, begrüßt, als wäre ich erst kürzlich noch da gewesen, obwohl mein erster Besuch doch schon drei Jahre zurück lag! Auf der Fahrt durch den Chaco habe ich nicht nur die größte Hitze in meinem Leben sondern auch viele liebenswerte Menschen kennen gelernt.

Der Hund der chilenischen Grenzpolizisten war mir 22km weit nachgelaufen, genau bis zur Schilderbrücke an der Grenze. Da blieb er zurück als ob er die Reiseformalitäten genau kennte! Auch auf argentinischer Seite ist diese Landschaft der von Vulkanaktivitäten geformten Anden traumhaft schön! Man befindet sich hier in der Höhe von 4000m – 4500m. Auf dem Weg in Richtung San Antonio de los Cobres hatte ich das Glück, Hernan, einem Geologen, in seinem Pickup zu begegnen. Er sagte mir, wo ich nahe der Piste das Container-Camp mit seinen Mitarbeitern finden würde. Und so hatte ich auch in dieser Nacht eine schöne komfortable Unterkunft. Leider steht die Qualität der Piste in den folgenden Abschnitten im krassen Gegensatz zu den Reizen der Landschaft! Für robuste Fahrzeuge kein Problem, stellt sie einen Radfahrer doch vor große Mühsal. Dann kam ich an eine Kreuzung mit einer Polizeikontrolle. Während ich dort auf eine Mitfahrgelegenheit wartete, wurde mir das Problem der kleinen, alltäglichen Korruption vor Augen geführt: Kein Fahrzeug passierte die Kontrolle, ohne den Polizisten einen Kanister voll Treibstoff zu füllen. Dann nahm mich schließlich Luis mit, ein junger LKW-Fahrer, der mir Tage später in Salta auch noch sein eigenes Trikot des Fußball-Clubs River Plate schenkte! So sind sie, die netten Südamerikaner!

Als ich endlich wieder auf Asphalt fuhr und die Wüstenlandschaften verließ, stellte sich bei mir eine Enttäuschung ein! Es kam mir langweilig vor, „nur noch“ die zwei tausend Kilometer nach Buenos Aires „ab zu rollen“. Das war der Zeitpunkt, als ich beschloss, noch zwei Monate länger und zwar durch Brasilien zu fahren. Das Abenteuer sollte einfach noch nicht enden, und ich suchte noch eine Herausforderung in der Reise in einem Land, auf das ich mich nicht vorbereitet hatte.

Auf dem Weg durch Nordargentinien reizte mich eine Straße durch den Chaco, der nördlichsten Provinz Argentiniens. Auf der Karte ist sie schnurrgerade, ca. 500km geradeaus. Das versprach mir zu gefallen! Das tat es auch, aber der Chaco ist nicht nur die nördlichste Provinz, sie ist auch die wärmste. Warm ist untertrieben, es ist unheimlich heiß dort! Nachdem ich früher schon im Hochsommer durch Sardinien und Sizilien gefahren war und die Hitze mir nichts ausgemacht hatte, war das hier eine neue Erfahrung! Die Temperaturen stiegen am Nachmittag auf 48˚C, in der Hauptstadt des Chaco wurden 53˚C gemessen! Nachdem ich eines Tages nachmittags gegen den heißen Nordwind, der aus Brasilien und Paraguay herüber wehte, gefahren war, ging es mir richtig schlecht. So musste ich mich umstellen und bin nur noch morgens und vormittags gefahren. Dann wurde irgendwo im Schatten Siesta geschlafen.

Auch hier im Norden Argentiniens, wo der Lebensstandard sehr reduziert ist, wurde ich immer freundlich aufgenommen und hier und da beherbergt. Es ist immer besonders interessant, auf diesem Weg auch nur für kurze Zeit am Leben der Einheimischen unmittelbar teilzunehmen.

Oft genug aber war mein zuhause mein Zelt! Und wenn mein Zelt sprechen könnte, würde es die tollsten Geschichten erzählen. So zum Beispiel von der Nacht an einer Tankstelle nahe der Stadt Resistencia! Dort, wo es in Flussnähe sehr feucht ist, gab es so viele Insekten, wie ich es noch nicht erlebt hatte! Vor allem gab es dort viele Käfer, schwarze Käfer, die in derartigen Mengen sich an den Lichtern unter den Dächern der riesigen Tankstelle sammelten und von da zu Boden fielen, dass die Tankstelle von einem schwarzen Teppich vollständig bedeckt war, und unter den Füßen und Fahrzeugrädern knisterte es, bis wieder, wie jede halbe Stunde, jemand mit einem Schneeschieber die Flächen frei schob!

In der Provinz Missiones besuchte ich meine Freunde in Posadas und dem Städtchen Puerto Rico. Es war ein freudiges Wiedersehen nach drei Jahren! Bernardo Neumann und seine Frau Susi kamen später auf einer Reise in Europa zu einem Gegenbesuch nach Berlin, und ich habe mich gefreut, die Gastfreundschaft einmal erwidern zu können.

Von dort ging es dann nur noch durch den Osten der hügeligen Provinz nach Brasilien, womit das nächste Kapitel aufgeschlagen wurde.

 

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