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Peru
 

Ende September 2003 war es wieder einmal soweit, ich war zum zweiten Mal nach der Reise 2000-2001 dem "normalen Leben" zuhause entronnen und auf dem Weg zu einer neuen Radtour. Früher ging es nicht, denn wenige Tage vorher hatte noch meine Schwester geheiratet. Ein sehr schönes Fest! Ich muss noch an Schiller "Die Bürgschaft" denken: "... noch ehe das dritte Morgenrot scheint/ hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint. ..." Dann ging es nach Lima/Peru. Die Ankunft dort war sehr schön, weil die Südamerikaner - wie ich sie erlebt habe - so nett sind!  Ich hatte tatsächlich vor mit dem Rad in die Stadt zu fahren, habe mich aber schell eines besseren belehren und von Taxifahrer Johnny zu einer netten Pension im Stadtteil Miraflores bringen lassen. Unterwegs hat er mir als Geschenk seine Bibel angeboten. Leider kann ich wegen des Gewichts und aufgrund des beschränkten Stauraums am Rad solche Dinge nicht mitnehmen. Aber diese spontanen Gesten von Gastfreundschaft finde ich immer wieder unheimlich nett, und sie wecken in mir das Gefühl, dass die Reise unter einem guten Stern steht.

Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung und des Sightseeings in Lima fuhr ich dann los. Mit Taxifahrer Alex war ich zum Vorort Chosica 'raus gefahren, um die Durchquerung der Slums von Lima zu vermeiden. Von dort fuhr ich weiter direkt in die Berge. Denn an der Küste hält sich in dieser Jahreszeit bis zum frühen Nachmittag ein Küstennebel, der den Ausblick sowohl auf 's Meer als auch auf das Bergpanorama verwehrt. Am dritten Tag erwartete mich bereits der "Ticlio", ein Pass auf 4818 m  Höhe! Mit dem Rad bin ich allerdings nur bis auf ca. 4200 m gekommen. Zuletzt habe ich nach jedem Kilometer eine Pause machen müssen. In der zweiten Nacht hatte ich die Gastfreundschaft von Einheimeischen genossen aber leider schlecht geschlafen. Morgens bot man mir sogar ein Frühstück an, mit Milchkaffee! Damit dachte ich mich aufpäppeln zu können. Die Hoffnung erfüllte sich nicht! Man muss sich ein Haus der einfachsten Art vorstellen, einen Rohbau mit einer Türöffnung und einem Fensterloch, durch zwei Plastikplanen in drei "Räume"  unterteilt. Hinter der blauen wurde gebrutzelt. Und es war ein Kommen und Gehen in der Bude! Alles an Getier ging ein und aus: Hund, Katze, Maus, natürlich Meerschweinchen, die sich ungeniert tummeln (sie sind in Peru und Bolivien Nationalgericht!), Kakerlaken, Federvieh und was der Zoo sonst hergab! Aufgetischt wurde mir dann zum Kaffee ein Risottogericht mit gekochten Schnecken, die ich als solche erst erkannte, als ein Köpfchen auf dem Löffel lag. Mir verging der Appetit, und die Schneckenstücke ließ ich unbemerkt in einer Plastiktüte verschwinden. Es tat mir leid, denn die Leute sind sehr nett und gastfreundlich. Aber ich habe mir doch den Magen verdorben, mich dann später von einem Kleinlaster die letzten 600 m zur Passhöhe 'rauffahren lassen, um von dort nach La Oroya 'runter zu rollen. Dort, in der vermeintlich hässlichsten Stadt Perus, konnte ich die Krankheit auskurieren, um die Fahrt in Richtung Huancayo und Ayacucho fort zu setzen.

Die Bergwelt der Anden ist imposant, ganz anders in ihren Formationen als die Alpen oder die Dolomiten. In den Tälern fährt man auf ca. 2500m Höhe, um alle paar Tage auf ca. 4000m -4500m zu steigen. Die kleinen Pässe von knapp unter 4000m sind in Straßenkarten kaum verzeichnet. Für mich ist es immer interessant zu sehen, wie die Einheimischen leben. Die Pueblos sind klein mit einfachen Lehmhütten. Hier und da sieht man an den Hängen Bauern in Handarbeit das Feld bestellen oder mit Ochsen pflügen. Aber auch in den schönen Städten wie Huancayo, Ayacucho und Abancay mit ihren Zentren in der Kolonialarchitektur und teilweise prunkvollen Kirchen und Plätzen leben die Menschen in den Wohnvierteln in sehr bescheidenen Verhältnissen.

Von Huancayo nach Ayacucho fuhr ich auf einer Nebenstraße in einem etwas abgelegenen Tal. Die Straße folgt hier dem Lauf eines Flusses, umgeben von den riesigen Bergen, immer wieder öffnet sich das Tal und bietet ein malerisches Panorama. Die Menschen, die hier leben, sind arm, besonders diejenigen, die noch als selbst versorgende Bauern ihr Bisschen Land bestellen. Die Provinz Huancavelica, in der dieses Tal liegt, gilt als die ärmste Region Perus. Es kommt nicht von Ungefähr, dass sich hier in den 70er Jahren die Terrorvereinigung "Sendero Luminoso" (=leuchtender Pfad) gründete. Noch heute gibt es hier und da Anhänger und Sympathisanten. Ich persönlich habe davon nichts mitbekommen. In dem Tal, durch das ich fuhr, ist die medizinische Versorgung so schlecht, dass im voran gegangenen Jahr 3 Menschen starben, weil sie als Notfälle zu Fuß und per Trage zum nächsten Arzt geschleppt wurden.

Ein weiterer Aufenthalt für mich ergab sich in Cuzco. Vor der Stadt lernte ich Wilhen kennen, einen Studenten, der mit seinem Freund Mountainbike fuhr und mich spontan zu sich nach Haus einlud. So wohnte ich fünf Tage im Haus seiner Mutter, wo er mit noch zwei Schwestern lebt. In aller Ruhe und netter Begleitung konnte ich die Stadt kennen lernen und von dort den Abstecher zu den Inkaruinen von Machu Pichu machen.

Ein besonderes Erlebnis war dann mein kurzer Aufenthalt in einem kleinen Pueblo zwischen Cuzco und Machu Pichu, in Maras. Auf dem Weg nach Agua Calientes hatte ich im Bus neben einer Peruanerin mit ihrem Sohn gesessen. Sie stieg dann unterwegs aus, um in Maras ihre Mutter zu besuchen. Also bin ich auf dem Rückweg nach Cuzco aus dem Bus ausgestiegen und habe mir diese Ortschaft angesehen, wo ich von den ebenso netten wie einfachen Leuten zum Mittagessen eingeladen wurde.

Von Cuzco aus ging es für mich weiter mit dem Rad in Richtung Südosten, erst zum Colca-Canon, einer tief eingeschnittenen Schlucht, wo Kondore zu beobachten sind, dann in die schöne Stadt Arequipa und schließlich zum Titicacsee.

Dies war auch die letzte Station in Peru, es wartete Bolivien.


 

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