Einige Beispiele für "Übernachtungsmöglichkeiten"

 

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Der erste Schlafplatz der Tour in Uruguay

Nachtlager unter freiem Himmel in Catamarca

Besonders schöner Platz
an einem Rio in Südchile

Mit Volker und Hauke im Windschatten
einer Scheune auf Feuerland

An der Ruta 3 in Patagonien vor...

...oder in der Röhre

Ciao tutti

Was ist so schön an solchen Radtouren? Ist es nicht lästig jeden Abend das Zelt auf- und anderntags wieder abbauen zu müssen? Und immer auf so engem Raum die ganze Ausrüstung zu sortieren! Furchtbar, da lob ich mir doch den Komfort des Hotelzimmers oder eine schöne warme Skihütte!

So oder ähnlich lauten die Einwände von Freunden und Bekannten.

Es ist tatsächlich nicht die größte Bequemlichkeit, die man genießt. Das Aufbauen geht noch recht schnell, mühsamer ist am nächsten Morgen das Zusammenpacken der ganzen Ausrüstung und das Abbauen des Zeltes. Das ist der Grund dafür, dass ich morgens immer erst spät aufbreche. Viele Etappen auf dieser Tour habe ich nach Fahrt bei Dauerregen und  Kälte beendet. Das bedeutet: das Zelt im nassen Wald aufbauen, mit nasser Ausrüstung einsteigen, die nassen Sachen ablegen, dann noch irgendwie waschen, kochen, essen, spülen und endlich ab in den Schlafsack! Am Morgen dann alles wieder feucht verstauen, die feuchten Sachen vom Vortag überziehen, um eine Garnitur trocken zu halten, das Zelt nass einpacken und weiter bei Regen.

Trotz allem ist das Zelten mit das Schönste an solchen Radtouren. Es vermittelt ein besonderes Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit, einfach nach Belieben anhalten und den Tag beenden zu können! Ganz besonders in Ländern, in denen Wild-Campen erlaubt ist und kein Campingplatz erreicht werden muß. Natürlich gab es auch viele schöne trockene Tage!

Was anfangs noch ungewohnt war, wurde  bald zur Routine. Wichtig ist immer der Wasservorrat! Aus dem Tagebuch vom ersten Tag:"...Abends habe ich dann an einem kleinen Gehöft den Wassertank füllen können und auf der Weide übernachtet. So ist es mir doch lieber als im fremden Land ab von der Straße wild zu campen. Obwohl nichts auf ein Risiko dabei hinweist. Ist alles ruhig und friedlich hier. Mit dem Benzinkocher zum ersten Mal "spaghetti al tonno" gekocht!"

Im Gegensatz zum Nordwesten Argentiniens und zu Patagonien ist des Reisen im Süden Chiles völlig unproblematisch. Denn Wasser gibt es hier im Überfluss. Es ist hier schwieriger den nächsten Rio zu verfehlen als auf der  argentinischen Seite Patagoniens einen zu finden. Dort werden die Ortschaften per Tankwagen mit Trinkwasser versorgt. 1000 Liter kosten 40 Dollar!

Allein fühle ich mich draußen nie! Sobald "das Licht aus ist"  hört man es rascheln, schnuppern, grunzen und schmatzen.  Wer weiß, was sich da alles 'rumtreibt. Sind einmal Essenreste außen am Zelt vergessen worden, finden sie sich später angenagt. Es ist mir  nie gelungen einen "Gast" auf frischer Tat zu ertappen. Allerdings sind Ratten, Mäuse, Stinktiere und Gürteltiere häufig gesichtet worden. Auch davor verliert man bald den Respekt. Anfangs schrak ich noch immer auf, wenn sich 'was bewegte, nachher ließ es mich kalt. Man wächst mit der Aufgabe!

Eine große Herausforderung für das Zelten ist in Patagonien der Sturm! Er weht unablässig, von Morgens bis Abends, die ganze Nacht und den nächsten Tag, diese Woche und die kommende und überhaupt immer! Der Wind in Patagonien hat den nachhaltigsten Eindruck auf mich hinterlassen! In den Camps der Nationalparks wie am Fitz-Roy oder den "Torres del Paine" sieht man Fetzen demontierter Campingausrüstung in den Bäumen flattern. In Bariloche im Norden Patagoniens hatte ich mein Zelt mit acht zusätzlichen Schnüren und Häringen aufgerüstet. So war es einundzwanzigfach verankert und stand immer "wie 'ne Eins"!

Wenn es stand! An manchen Tagen war der Aufbau sehr erschwert. Es bedarf einer durchdachten Strategie! Erst werden die Häringe eingerammt, daran die Zeltplane lose festgehakt, dann wird gespannt und ausgerichtet, schließlich werden die Firststangen eingeschoben und endlich alles abgespannt. Auch das Rad, auf dem Boden liegend, muss festgebunden werden!

Gerne nahm ich das Angebot der Übernachtung in einer Betonröhre unter der Straße an. Etwas eng war es, dafür umso länger. Die Bewehrungsstähle wurden umgebogen, der Boden gefegt, dann die Packtaschen zum Windschutz aufgestellt, die  Alu-Plane sauber ausgelegt und Isomatte mit Schlafsack darauf. Schöner geht es nimmer!

Nie schlafe ich so gut und tief wie im Zelt oder im Freien auf den Radtouren. Ich vermute, dass die meisten Menschen gar nicht wissen wie gut zu schlafen möglich ist! Es sind so viele Erfahrungen, die man nur auf diese oder ähnlich Weise machen kann. Schade, dass es nicht Allen vergönnt ist!

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